Die Brücke von “Kaddaipparichchan”: einige Erinnerungen I Gnanavi

Ich kann mich lebhaft daran erinnern, wie ich Mitte der 970er Jahre mit Mutter an einem nahen gelegenen Fluss von Vallikeni nach Muttur gereist bin. Als ich mit der Geschichte meiner Mutter über den Unfall und das Ertrinken einer Kuh zum Tatort zurückkehrte, sah ich die Vorbereitungen für den Bau einer Brücke. Bis dahin hatte ich eine so große Baustelle noch nie gesehen. Wenn dann die Brücke fertig war und die öffentlichen Verkehrsmittel bereits die Brücke überqueren konnten, ließ mich ihre Größe jedes Mal starren. Wie immer sind die Ausflüge nach Moothur mit meiner Mutter die angenehmsten Momente, wenn man von der Brücke hinunterschaut und das Wasser durch die Rohre abfließen sieht, aber es wird mir auch manchmal schwindelig dabei. Trotz der Warnung meiner Mutter, gibt es keinen Tag, an dem ich nicht auf dem Gelände der Brücke lief. Die Höhenangst packte mich jedoch immer. Unser Haus ist in Vallikeni, 5 km Fahrt, wenn man die Kreuzung am Strandstrand rumfährt. An der Brücke führt eine Seitenstraße zu “Thillainagar”. der andere Weg führt zu “Paayuruthurai”. Dieser Weg ist eine Abkürzung hier sind es nur 300m zu uns nach Hause. Von Zuhause aus können wir es hören, wenn jemand die Brücke überquert, sogar die Kutschen am Abend sind zu hören.

In den frühen 1980er Jahren hatten wir die Gelegenheit vorherzusagen, wann Militär-, Polizei- und Kriminalfahrzeuge die Brücke überqueren würden. Man nutzte diese Geräusche als Warnung und die Freiheitskämpfer, der LTTE konnten sich dann rechtzeitig im Schutz nehmen. Die Brücke war quasi die Grenze an unserem Gebiet. Dies war gleichzeitig von Moothur aus, die Grenze der tamilischen Heimat.

Nachdem ich Fahrradfahren gelernt hatte, durfte ich nach Moothoor alleine fahren. Die Freiheit, die ich von Mutter bekommen hatte, wird jeden Moment des Überquerens der Brücke noch angenehmer machen. Normalerweise musste ich lange auf der Brücke stehen und eine Pause machen, dann fuhr ich runter. Dafür gibt es noch einen anderen Grund. Zu dieser Zeit war ich sehr schwach, ich konnte die Brücke mit dem Fahrrad nicht hochfahren. Zunächst musste ich absteigen und schieben. Ich hatte die Zeit, auf der Brücke jedes Mal genossen. Von der Nordseite der Brücke aus konnte man den Puliyamaram aus unserem Garten sehen. Auch heute kann man diesen Baum dort sehen. Wenn man von Muthoor zurückkehrte konnte man bereits von der Brücke aus dem Baum die Nachrichten übermitteln.

Als in der Mitte der 1980er Jahre der Bewaffnete Krieg zu einem Höhepunkt kam, füllte sich der Ort mit den Widerstandskämpfern. Diese hatten ein Polohemd, Kibs-Saram an und eine sichtbare oder nicht direkt sichtbare Waffe an den Mehrzylindermotorrädern. Wir waren dadurch sehr verängstigt. Wir wollten auch etwas tun und im Krieg tätig sein. Die Kriegswolken waren an diesen Tagen besonders dicht. Man hörte immer Schießereien. Jeeps, welche auf der Brücke fuhren und das Geräusch, der Gewehre konnte man daher immer hören.

Unserer Onkel (der Bruder meiner Mutter) aus Thillainakaram kam eines nachmittags zu uns. Er meinte, dass viele Leute neben der Brücke sind und er das Gefühl habe, dass etwas passieren wird. Ganesh ist seit einigen Tagen auch beschäftigt, sagte er. Wir warteten gerade auf ein Tempelfest. Von Anfang an hatten wir das Gefühl, dass die Brücke uns beschützte und dass sie stark und widerstandsfähig war. Im April 1985 eines mittags um ca. 13:30 war da ein Lautes Geräusch, alles bebte. Alle waren geschockt. Als ein großer Gesteinsbrocken auf unseren Vorhof fiel sahen wir, dass ein Jeep, der Regierung in der Brücke versunken ist. Die Brücke wurde dabei nur teils beschädigt. Bis zum letzten Kriegstag 2006 steht die Brücke als Zeuge des Krieges. Egal wie viel Krieg, wie viel Zerstörung es gab, die Gruppen des Widerstandes hielten zusammen. Die Hoffnung die Heimat zurück zu bekommen trieb sie an, welche jedoch irgendwann erlosch.

Wir sind irgendwann auch mit “Baggy Hemden” und Saram rumgelaufen. Obwohl durch die Umschließung der Stadt kein Handel mehr über die Brücke stattfinden konnte, hatten wir nicht darunter gelitten. Dies waren noch die “besseren” Zeiten des Krieges. Die Kriege des Nordens, die inneren Streitereien der Widerständler erreichten uns über die Brücke hinweg nicht. Die meisten blieben bis zum Ende verbündet.

Als die Kämpfe eskalierten, übernahm die Regierung die Kontrolle über die Brücke. Die Regierung enteignete unseren Vorhof und baute dort ein kleineres Camp. Zum Trösten der Trauer kam niemand und es gab auch Niemanden mehr. Es war nicht sicher, ob man lebend zurückkommt, wenn man Lebensmittel holen ging in “Moothur”. Man hatte Todesangst vor den Soldaten, wenn man die Brücke überqueren wollte. Die einst Starke Brücke ist jetzt stark zerstört und gleicht symbolisch den gebrochenen Soldaten. Man hofft einfach, dass sie nicht kollabiert, bevor man sie überquert hat.

Ende 1988 waren wir dabei unser Abitur zu machen. Das Einzige was damals immer da war, war das Geräusch der Schüsse und das fallen der Hülsen. Die Brücke, welche uns dem Handel anschloss und unser Leben verbesserte, ist jetzt ein Ort des Mordes und des Todes geworden. Jeden Tag gab es eine Beerdigung und das Weinen war immer zu hören. Es folgt eine weitere Zeit der Trauer. Nachdem mein bester Freund Jeyachandiran dem Krieg zum Opfer fiel, entschieden wir uns die Brücke zu nutzen, um aus dem Dorf zu fliehen. 12 von uns sind Richtung Thirimalai gegangen, um zur dortigen Schule zu fliehen. Die Brücke war damals ein stiller Ort. Die Brücke hielt uns nicht von der Flucht ab. Die Brücke war nie wieder im Zustand wie früher. Die Brücke zu überqueren und die alte Erinnerung zurückzulassen tat besonders weh. Die Brücke würde dasselbe fühlen. Nach der langen Flucht und dem erfüllenden neuen Leben haben wir schon fast das alte Leben vergessen. Die Brücke war Vorort, erlebte das Gleiche und steht immer noch alt und gebrochen voller Verletzungen und Schmerz dort.

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